Darm-Hirn-Achse – wichtige Verbindung in unserem Körper
Das unser Darm mehr kann als einfach nur Nahrung zu verdauen ist mittlerweile bekannt. Doch was haben Darmbakterien damit zu tun und warum gilt der Darm als eine wichtige „Schaltzentrale“ in unserem Körper?
Im Darm befinden sich bis zu 150 Millionen Nervenzellen, die von Medizinern als enterisches (d. h. im Darm befindliches) Nervensystem (ENS) bezeichnet werden. Im Allgemeinen sprechen wir aber vom Bauchhirn. Genau diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr: Die Nervenzellen von Darm und Hirn stehen in sehr enger Verbindung und kommunizieren über die Darm-Hirn-Achse mittels bestimmter Botenstoffe, den Neurotransmittern.[1] Hierzu gehören Hormone, wie z. B. Adrenalin, Dopamin oder Serotonin. Dieses ausgeklügelte Kommunikations-System steuert wichtige Funktionen unseres Verdauungstraktes, wie zum Beispiel die Bewegung von Dünndarm und Dickdarm, die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Nahrungsbrei oder auch das Verlangsamen der Darmbewegung in Stresssituationen. Zudem teilt es dem Gehirn mit, ob wir hungrig sind oder auch, ob wir Bauchschmerzen haben.
Neben der Steuerung der Verdauungsfunktionen, ist unser Bauchhirn auch für manche unserer Gefühle verantwortlich. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei der Botenstoff Serotonin. Er wird in Zellen in unserem Darm produziert. Serotonin hat Einfluss auf die Darmbewegung, unseren Appetit, unser Schmerzempfinden und darüber hinaus auch auf unsere Stimmung. Über die Darm-Hirn-Achse entfaltet das Hormon seine Wirkung auch in bestimmten Regionen unserer Großhirnrinde, die unsere Stimmung beeinflussen. Nicht umsonst wird es auch „Glückshormon“ genannt. Kein Wunder also, dass wir umgangssprachlich von „Schmetterlingen im Bauch“ sprechen oder unserem „Bauchgefühl“ folgen.
Was passiert, wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät?
In der Darmflora herrscht normalerweise ein Gleichgewicht verschiedenster Bakterienarten – unter anderem aus Kolibakterien[2], Laktobazillen und Bifidobakterien. Einige dieser Billionen von Bakterien in unserem Darm produzieren ebenfalls hormonelle Botenstoffe, so auch das Serotonin, und nehmen damit Einfluss auf unser körpereigenes Kommunikations-System, die Darm-Hirn-Achse. Gerät die Darmflora aus der Balance, kann dies direkte Auswirkungen zum Beispiel auf die Verdauung, das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und auch auf das Immunsystem haben.
Eine der häufigsten Ursachen für ein Ungleichgewicht der Darmflora ist die Behandlung mit Antibiotika, da hierbei oftmals nicht nur die krankmachenden Bakterien bekämpft werden, sondern auch die, die für unseren Körper nützlich sind. Darüber hinaus wirken sich auch ein ungesunder Lebensstil, wie z. B. eine einseitige Ernährung, Bewegungsmangel, zu viel Stress sowie chronische Erkrankungen des Darms auf die Zusammensetzung der Darmflora aus.
Um wieder eine Balance für den Darm und das eigene Wohlbefinden zu schaffen, ist eine gesunde, vollwertige und probiotische Ernährung, die reich an Nähr- und Ballaststoffen, Obst und Gemüse ist, besonders wichtig. Auch regelmäßige körperliche Aktivität, wie Spazierengehen oder Sport, kann den Darm wieder munter machen. Wenn dem Ungleichgewicht in der Darmflora eine Grunderkrankung wie z. B. ein Reizdarm zu Grunde liegt, sollte diese zuerst in Absprache mit einem Arzt behandelt werden.
[1] Wang HX, Wang YP. Gut Microbiota-brain Axis. Chin Med J (Engl). 2016;129(19):2373–2380. doi:10.4103/0366-6999.190667
[2] Hooks KB, O'Malley MA. Dysbiosis and Its Discontents. MBio. 2017;8(5):e01492-17. Published 2017 Oct 10. doi:10.1128/mBio.01492-17