Durchfall durch Antibiotika
Darmflora aus der Balance: Durchfall durch Antibiotika
Durchfall gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen bei der Einnahme von Medikamenten, insbesondere von Antibiotika.
Von der sogenannten Antibiotika-assoziierten-Diarrhoe spricht man, wenn während oder nach der Antibiotika-Einnahme mehr als drei weiche oder flüssige Stühle pro Tag auftreten.
Der Durchfall kann sich wenige Stunden bis zu zwei Monate nach der Anwendung von Antibiotika entwickeln. Abhängig davon, welches Antibiotikum zum Einsatz kam und in welcher Form (z. B. als Tablette, Spritze oder Salbe) es eingenommen bzw. angewendet wurde.[1]
Warum aber kommt es überhaupt zu Durchfall, wenn Antibiotika oder andere Medikamente eingenommen werden?
Eine wesentliche Rolle spielt das Mikrobiom, also die Summe der Millionen Bakterien auf unserer Haut und unseren Schleimhäuten, wie zum Beispiel auch auf der Darmschleimhaut. Unser Mikrobiom wirkt normalerweise als eine Art Schutzbarriere gegen krankmachende Mikroorganismen, z. B. Erreger wie Viren oder Bakterien. Die Einnahme von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, bringt das Darmmikrobiom, auch Darmflora genannt, aus dem Gleichgewicht[2], da nicht nur Krankheitserreger bekämpft werden, sondern auch die „guten“ Mikroorganismen im Darm geschädigt werden, die wichtige Aufgaben bei der Verdauung oder auch bei der Erregerabwehr erfüllen. Heißt: Die Balance unseres Mikrobioms wird drastisch verändert – die Bakterien im Darm sind in ihrer Art und Anzahl erheblich verringert. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von einer so genannten Dysbiose. Dieses Ungleichgewicht erleichtert eine Besiedlung mit Antibiotika-resistenten Erregern wie z. B. Clostridium difficile sowie mit Pilzen oder auch Salmonellen. Eine Clostridien-Infektion beispielsweise, kann sogar noch zwei Monate nach Ende einer Antibiotikagabe erfolgen, da die Darmflora einige Zeit zur Regeneration benötigt.[3] Genau diese Infektionen mit Clostridium difficile, Pilzen (Candida) oder Salmonellen sind es, die zu Durchfällen führen können.
Generell lassen sich drei Formen der Diarrhoe, die durch Antibiotika ausgelöst werden, unterscheiden, die den Stuhl verflüssigen und den Nahrungsbrei schneller aus dem Darm befördern:
- Sekretorische Diarrhoe: Hierbei gibt die Darmschleimhaut aktiv Flüssigkeit oder Elektrolyte, die Flüssigkeit ziehen, in den Darm ab.
- Osmotische Diarrhoe: Nicht im Darm aufgenommene Medikamente bewirken, dass vermehrt Flüssigkeit durch die Zellen in den Darm abgegeben wird.
- Diarrhoe durch verstärkte Darmbewegungen: Durch gesteigerte Darmbewegungen verweilt der Stuhl kürzer im Darm.
Was tun bei Antibiotika-assoziierter-Diarrhoe?
Durchfall, der durch eine Antibiotika-Therapie verursacht wird, ist für Betroffene eine sehr unangenehme Nebenwirkung. Dennoch sollten Patienten nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt die Medikamente absetzen.
Grundsätzlich steht bei der Behandlung von Durchfall – ob durch Antibiotika verursacht oder durch andere Auslöser – der Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten im Vordergrund, um eine Austrocknung (Dehydration) zu vermeiden. Laut Experten ist dies der erste wichtige Schritt.[4] Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zum Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten eine Mischung, mit einem definierten Verhältnis von Glucose und Salz.[5],[6] Saltadol® Glucose-Elektrolyt-Mischung kommt diesen Empfehlungen (Na+/Glucose 75/75 mmol/l, Osmolarität 245 mOsmol/l) 1:1 nach.
Zur Unterstützung und Regeneration der Darmflora können Probiotika helfen. Diese sind in Präparaten zu finden, die bestimmte Mikroorganismen enthalten, welche auch in unserer Darmflora vorkommen, z. B. Lactobazillen oder Hefekulturen. Ebenso können probiotische Lebensmittel wie Naturjoghurt, Sauerkraut, Apfelessig oder Käse unsere Darmflora unterstützen, das Mikrobiom wieder in Balance zu bringen und die Schutzbarriere unserer Darmschleimhaut wieder zu stärken.
[1] Reisinger EC, Lademann M, Krause R. Antibiotika-assoziierte Diarrhoe. DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2004, 129. Jg., Nr. S 2, S. S111-S113.
[2] Lübbert C. Antibiotika und der Gastrointestinaltrakt. Gastroenterologie up2date, 2015, 11. Jg., Nr. 03, S. 161-182.
[3] Hubert, M. Bei der Verordnung bedenken. Antibiotika verändern langfristig das Mikrobiom CME, 2018, 15: 38.
[4] S1-Leitlinie Akuter Durchfall der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM). In AWMF online (Stand 2013, gültig bis 09/2018) online: https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S1-Handlungsempfehlung/053-030%20Durchfall,%20akut/S1-HE_Akuter%20Durchfall_Langfassung.pdf. Zugriff: 5.11.2019
[5] WHO Drug Information Vol 18, No. 2, 2004, Page 138 f, https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/72914/18_2_2004;jsessionid=43155D8DF0A8FD3C633784DAF780990D?sequence=1
[6] Oral rehydration salts - World Health Organization, Production of the new ORS, 1 January 2006 | Guideline, https://www.who.int/publications/i/item/WHO-FCH-CAH-06.1